Auch die Arbeit von Jugendlichen ist etwas wert

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Josephine Valeske ist für einen Mindestlohn. Auch für Praktikanten.
Foto: Privat

Aus der Annonce eines Berliner Stadtmagazins: „Wir suchen eine/n Praktikant/in für Marketing und Vertrieb für sechs Monate … Das Praktikum wird mit 300 Euro monatlich vergütet.“ Stellenangebote wie dieses sind Gegenstand einer Debatte, die in der vergangenen Woche in der Politik geführt wurde: Sollen Jugendliche und junge Erwachsene, die ein Praktikum machen, um zu sehen, in welche Richtung sie sich beruflich orientieren wollen, den geplanten flächendeckenden Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde ebenfalls erhalten oder nicht?

 

Es geht dabei um Folgendes: Würde der Sechs-Monats-Praktikant des Magazins dank Mindestlohn mehr Geld bekommen und so womöglich leichter von seiner Arbeit leben können? Oder würde das Magazin den Job wegen der Mehrkosten streichen und damit auch die Möglichkeit, in ein Berufsfeld hineinzuschnuppern und in der heiß umkämpften Medienbranche Fuß zu fassen? 
So wie es bislang war, ist das Angebot auf der einen Seite Ausbeutung, auf der anderen bietet es eine Chance.

 

So wird es wohl auch künftig bleiben. Das hat die Regierung entschieden. Die Frage ob das richtig ist, lässt sich nicht einfach mit ja oder nein beantworten.

 

Erhalten Praktikanten keinen Mindestlohn, wird ihre Leistung in vielen Fällen weiterhin nicht angemessen entlohnt. Sie können weiterhin als billige Arbeitskräfte ausgebeutet werden. Würde man die Mindestlohnregelung aber durchsetzen, könnten womöglich Praktikumsstellen wegfallen – und damit Möglichkeiten, sich auszuprobieren.

 

Ein angemessener Kompromiss wäre es, eine Altersgrenze von 18 Jahren, ab der der Mindestlohn gezahlt werden soll, auch für Praktika festzulegen und Ausnahmen nur zuzulassen, wenn es sich um Pflichtpraktika im Rahmen von Ausbildung oder Studium handelt. Für das anfangs erwähnte Beispiel hieße das, dass deutlich mehr als 300 Euro gezahlt werden müssten – denn kaum ein Pflichtpraktikum in der Medienbranche dauert sechs Monate.

 

Die Regelung würde dazu führen, dass erst mal eine Menge Praktikumsmöglichkeiten wegfallen würden, etwa für Abiturienten, die sich vor dem Studium in einem „gap year“ ausprobieren möchten. Aber letztlich ist es eine Grundsatzentscheidung, die endlich durchgesetzt  werden muss: Arbeit angemessen zu entlohnen (ob 8, 50 Euro pro Stunde denn überhaupt angemessen sind, ist die nächste Frage). Und wenn Unternehmen die Praktikanten brauchen, werden sie sich so früher oder später darauf einstellen müssen, sie auch angemessen zu bezahlen. Denn auch die Arbeit von Jugendlichen ist etwas wert.

 

(Von Josephine Valeske, 17 Jahre)

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