Was macht Berlin aus einem guten zweiten Platz?

Julia Schattauer: "Jugendliche sollten mehr über die Lage von Flüchtlingen lernen.“ Foto: Privat
Julia Schattauer Foto: Privat

 

Wir haben es ja schon immer gewusst: Berlin ist Europas attraktivste Stadt für Jugendliche zwischen 15 und 29 Jahren. Dieses Ergebnis lieferte ein erstmalig erhobenes Ranking der Organisation „Youthfulcities“.

 

Weltweit landete Berlin auf dem zweiten Platz direkt hinter Toronto. Rund 1 600 Jugendliche bewerteten 25 Städte nach 80 Faktoren, darunter Berufsmöglichkeiten, öffentlicher Nahverkehr, aber auch Lifestyle-Aspekte wie Musik-, Film- und Feierszene. Mit dem weltweit zweiten Platz überholte Berlin sogar Metropolen wie New York, London oder Paris. Klar, Berlin ist toll. Das Leben kostet im Vergleich zu den meisten anderen Großstädten wenig, Berlin ist international und bunt. Die Stadt ist politisches Zentrum, Kultur- und Wissenschaftsstandort. Internationale Prominente, Musiker und Hollywood-Schauspieler bestätigen immer wieder: „Berlin ist cool“.
Wenn ich im Urlaub bin und mich jemand nach meiner Nationalität fragt, rechne ich meist mit negativen Vorurteilen. Auch wenn mich jemand aufgrund meines Akzents als Deutsche identifiziert, habe ich manchmal das Gefühl, dass ich mich irgendwie dafür schämen müsste.  Dass nun die deutsche Hauptstadt bei einem weltweiten Ranking, das auf den Aussagen von Jugendlichen basiert, so weit vorne landet, zeigt mir, dass uns junge Menschen aus anderen Ländern nicht mehr ausschließlich mit dem Nationalsozialismus verbinden, sondern Deutschland als weltoffenes Land wahrnehmen. Deshalb freue ich mich, dass sich Berlin mit diesem Ergebnis schmücken kann.

 

Ob die Platzierung in jeder Hinsicht gerechtfertigt ist, ist eine andere Frage. Gerade was die Arbeitssituation für Jugendliche betrifft – die Löhne sind niedrig, freie Lehrstellen in einigen Branchen quasi nicht vorhanden. Ebenfalls fraglich ist, was uns dieses Ranking nun bringt. Schön und gut, dass wir weit vorne liegen, aber einen großen Nutzen sehe ich darüber hinaus erst mal nicht. „Youthfulcities“ erklären auf ihrer Homepage, dass es darum geht, den Städten anhand der Ergebnisse Aussagen darüber zu liefern, wie sie junge Menschen besser erreichen können – am besten zusammen mit Partnern aus Politik und Wirtschaft. So sollen unter anderem mehr Jugendliche aufgerufen werden, aktiv an der Gestaltung der Stadt mitzuwirken und sie lebenswerter zu machen.

 

Ich finde, das ist ein ziemlich idealistischer Ansatz und bin gespannt, ob dieses Ranking tatsächlich etwas in dieser Richtung bewirken kann. Wo würdet ihr gerne mehr mitreden, wenn es um die Gestaltung Berlins geht? Verratet uns eure Ideen und Anregungen auf spreewild.de</Text></Textabschnitt>

 

Von Julia Schattauer

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