Leben und leben lassen

Marius Estel lobt den Kampf des „It gets better Project“ gegen Homophobie. (Foto: privat)

von Marius Estel, 15 Jahre


„Diese Kinder hassen sich selbst“, sagt Tammy Aaberg. Sie meint Kinder wie ihr eigenes. Ihr Sohn Justin war 15 Jahre alt, er war schwul. Und er nahm sich vor Kurzem das Leben. Es war einer von vielen Selbstmorden, die in den vergangenen Wochen in den USA für Aufsehen sorgten. Die Opfer hatten viel gemeinsam: Sie alle waren junge Männer, homosexuell und wurden deshalb von ihren Mitschülern gemobbt.


Diese Reihe von Suiziden erschütterte Menschen auf der ganzen Welt, darunter auch viele Prominente wie Sängerin Kesha oder Schauspieler Daniel Radcliffe, die sich vom Schicksal der jungen Menschen betroffen fühlten. Sie und viele andere sind nun Teil des „It gets better Project“, das in Videobeiträgen jungen Trans-, Bi- und Homosexuellen eine lebenswerte Zukunft vor Augen hält.


Aus meiner Sicht ist das Projekt durchaus gelungen, denn es gibt akut bedrohten Jugendlichen Hoffnung und Hilfe. Zum anderen wird hier eine starke Gemeinschaft gezeigt, eine Gemeinschaft von Menschen, die offen über ihr eigenes Leben sprechen und sich ehrlich für Homosexuelle einsetzen.


Das Projekt erhielt eine neue Größenordnung, als der vielleicht mächtigste Mensch der Welt die Kampagne ebenfalls unterstützte: US-Präsident Barack Obama hat auch ein Video auf die Internetseite der Kampagne hochgeladen, in dem er den Jugendlichen Mut macht. Er versichert, dass sich die Situation der Homosexuellen in den USA verbessern wird – „it gets better“, sagt er.


Manche Blogger haben den Auftritt Obamas kritisiert, haben gesagt, dass er eine nicht sehr rührende Rede vorgelesen hat, die Mitarbeiter für ihn geschrieben haben. Aber in meinen Augen zählt vor allem die Tatsache, dass sich Obama als erster Präsident in der Geschichte der USA überhaupt öffentlich zu Homosexuellen bekennt. Zudem empfinde ich persönlich Obamas Rede als mitfühlend und ehrlich, weiß er doch selbst, wie es ist, „anders“ zu sein, was immer „anders“ bedeutet. Er kann sich vielleicht besser in die Situation einfühlen als andere.


Natürlich ist eine Internetseite wie diese ein Tropfen auf den heißen Stein im Kampf gegen Diskriminierung von Menschen, die „anders“ sind. Es braucht eine Regierung und eine Gesellschaft, die gemeinsam auf allen Ebenen des Alltags entschlossen verhindern, dass Menschen aus ihrer Mitte so lange gemobbt werden, bis sie sich so allein und unzulänglich fühlen, dass sie sich umbringen. Die Kampagne macht Mut, zu sein, wie man ist. Eine wichtige Botschaft, nicht nur für Homosexuelle.

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