
von Elisabeth Lüdeking, 20 Jahre
Dass es einem Italiener unangenehm sein könnte, Kondome zu kaufen, kann man sich eigentlich kaum vorstellen. Zumindest wenn man dem Klischee glaubt, dass in Italien fast ausschließlich Machos leben. An einer italienischen Schule wurde nun aber erstmals ein Kondomautomat aufgestellt. Er soll zum Einsatz kommen, wenn die Scham des Schülers zu groß ist, beim Apotheker einzukaufen, so die Begründung. Für zwei Euro gibt es drei „Gummis“. Wäre so ein Automat vielleicht auch für die deutsche Schultoilette sinnvoll?
Zuerst einmal stelle man sich den wunderbaren pubertären Spaß vor: Kondom-Luftballons, Wasserbomben und Aufblas-Wettbewerbe! Zumindest am Anfang, bevor das Ganze den Reiz des Neuen verliert, böten sich allerlei Möglichkeiten an. Vor allem die Jungs hätten damit wohl eine lustige Pausenbeschäftigung. Und dann gäbe es ja noch den Angeber, dem es eine Freude wäre, mit einem Kondom-Großeinkauf in der Schule zu prahlen.
Aber Spaß beiseite. Brauchen wir so etwas wirklich? Neu ist die Idee eines Kondomautomaten in einer Bildungseinrichtung nicht. In der Technischen Universität Berlin zum Beispiel kann man so einen schon einmal auf der Männertoilette finden. Aber auch sonst ist der Kondomeinkauf für Schüler in Deutschland eigentlich unproblematisch. Wer den Apotheker scheut, kauft einfach an der anonymen Kasse der Großstadtdrogerie oder im Supermarkt. Auch Automaten gibt es an einigen Straßenecken. Das ist in Italien nicht anders.
Zudem stellt sich die Frage, ob es wirklich eine Erleichterung ist, das Präservativ in der Schule zu besorgen. Immerhin ist man bekannt unter seinen Mitschülern und so ein Automatenbesuch erfolgt sicherlich nicht unbemerkt. Welch eifriges Geflüster und Gemunkel es dann gibt, kann man sich gut vorstellen. Das mag dem ein oder anderen wohl gefallen, der Mehrzahl aber nicht.
Die Utensilien fürs Bett sind reine Privatangelegenheiten. Man sollte sie sich also in der Freizeit besorgen. Kondome zu kaufen ist wirklich nicht so schwer, dass ein Automat in der Schule zwingend nötig wäre. In einer Großstadt wie Berlin ist es leicht, dabei anonym zu bleiben. Somit ist ein Kondomautomat auf dem Schulhof oder der Schultoilette überflüssig. Schade nur um die Wasserbomben.