Interview

„Wenn du der Beste sein willst, gibt es keine Pause“: BRKN veröffentlicht „Einzimmervilla“

Mit seiner souligen Stimme sorgt Rapper BRKN gerade für einen Sonnenfleck im trüben Berliner Sommerloch. Noch immer broke, aber gewohnt optimistisch lädt er auf seinem neuen Album, das heute erscheint, in seine „Einzimmervilla“ ein. Wir haben den Kreuzberger Jungen gesprochen.

Interview: Margarethe Neubauer, 22 Jahre

Dein Heimatbezirk Kreuzberg findet in viele deiner Texte Einzug. Heute wird die Gegend extrem gehyped, Häuser werden saniert, die Mieten steigen ins Unermessliche. Wie nimmst du diese Veränderungen wahr?
Ich bin da sehr emotional, teilweise macht es mich echt wütend. Ich kann gut verstehen, warum Leute hierherziehen. Die sollten sich aber mal überlegen, ob sie vielleicht zu einer negativen Entwicklung beitragen. Und wenn sie dann sagen „Am Kotti ist es voll schlimm mit den Junkies“ oder „Am 1. Mai ist die türkische Bühne direkt vor meiner Haustür“, dann sage ich: „Zieh doch nach Charlottenburg.“ Leute versuchen, ein Dorf aus Kreuzberg zu machen, ziehen übers SO36 und beschweren sich über den Club. Da könnte man tagelang drüber reden …

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Deshalb lenken wir mal den Blick auf dein neues Album. Du hast erst im letzten Jahr dein Debüt gegeben. Das ging ja jetzt ruck, zuck!
Für mich gibt es kein Aufhören mit der Arbeit. Sonst kommt man ja nirgendwohin. Wenn du der Beste werden willst, gibt es keine zwei Wochen Pause. Du musst immer dranbleiben. Etwas anderes macht keinen Sinn. Ich dachte mir, wenn wir eh gerade genug Songs haben, warum nicht, ist doch ein gutes Timing.

Scheint so, als wärst du ein ehrgeiziger Karriere-Typ.
Ich mache nicht Musik, um rumzueiern und Songs zu schreiben, die ganz okay sind. Sondern ich will die krassesten Songs machen. Ich will, dass die Leute mitgerissen werden. Und vor allem will ich den Song hören und selbst denken: Ja, Mann, der ist richtig krass!

Im Gegensatz zu deinen Kollegen von K.I.Z zum Beispiel stehst du ja eher nicht so auf Battle-Rap. War das nie dein Ding?
Ich habe auch schon auf Bühnen gebattled, auf der Straße gefreestyled. Ich habe aber mehr Bock auf das, was ich jetzt mache, anstatt solche Punchlines zu finden. Das juckt mich nicht mehr. Vielleicht habe ich irgendwann wieder Lust. So wie Leute, die fünf Jahre Schnauzbart tragen und sich dann wieder glatt rasieren. Ich kann ja nicht die Zukunft voraussagen.

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Apropos Zukunft: Du hast vor deiner musikalischen Karriere noch ein Architekturstudium beendet. War da nicht mal der Gedanke, für die Musik alles hinzuschmeißen?
Mir kam die Eingebung, als ich 21 war – da hatte ich noch ein Jahr Studium vor mir. Ich habe es dann durchgezogen. Für mich. Aber auch meinen Eltern war es sehr wichtig, dass ich etwas in der Hand habe. Ihre größte Angst ist, dass ich irgendwo rumlaufe und kein Geld habe. Lange wussten die nicht, was wir damit meinen, wenn wir „Musik machen“ gehen.

Aber heute sind sie stolz auf dich?
Mittlerweile haben sie gecheckt, dass es eine professionelle Sache ist. Dass wir nicht CDs brennen und mit ’nem Kulli „BRKN“ draufschreiben. Jetzt freuen sie sich darüber. Mein Papa teilt jeden Beitrag mindestens zweimal bei Facebook.

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Du hast ja auch einiges geschafft. Hast du einen besonderen Motivationstipp, um seinen Hintern von der Couch zu kriegen und durchzustarten?
Ich habe meine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Wenn ich mal zwei Tage lang nicht im Studio war, dann will ich auch wieder gehen. Und dann: hart arbeiten, arbeiten, arbeiten. Die, die erfolgreich sind, liegen nicht auf der faulen Haut. Sonst wird man überholt. Klar sitze ich auch mal mit meiner Verlobten zu Hause auf dem Sofa und gucke Netflix. Aber das ist kein Widerspruch.

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Kategorien Interview Kultur Musik

Schreiben ist meine Neurose. Ich mache das wirklich nicht freiwillig. An pathologischer Schreibwut leide ich etwa seit meinem neunten Lebensjahr. Heute bin ich 24. Sie äußert sich in der übermäßigen Produktion von Texten, dabei reagiere ich sensibel auf gute Geschichten. Schreiben ist mein Plüsch–Airbag gegen Schleudertraumata im täglichen Gedankenkarussell, Weckglas für klebrig-süße Memoirenmarmelade und die doppelte Aspirin am Morgen nach einem exzessiven Empfindungsrausch. Ich habe eine Schwäche für Präpositionen mit Genitiv, Schachtelsätze und Ironie. In die Redaktion komme ich nur, weil es da umsonst Tee gibt.