Interview mit DJ Shir Khan: „Meine Musik passt auch in die Shoppingmall“

DJ Shir Khan über feiernde Berliner, sein neues Album und seine Lieblingsbars und -clubs

Shir Khan ist Gründer des Berliner Labels Exploited, moderiert jeden Dienstag den „Soundgarden“ auf Radio Fritz und ist auch als DJ unterwegs. Am  Freitag erscheint sein neues Album „Dancing & Romancing“ – eine Kompilation mit Musik der vergangenen Jahre. Wir sprachen mit ihm über feiernde Berliner, sein neues Album und seine Lieblingsbars und -clubs.

Du bist als DJ in der Welt unterwegs und erlebst, wie unterschiedlich die Leute feiern. Wie feiern die Berliner?
Da gibt es zwischen den Städten schon große Unterschiede. In Stockholm etwa gibt es um drei Uhr morgens eine Closing Hour, in London ist alles etwas schneller. Das bedeutet aber auch, dass die Leute mit einem hohen Alkoholpegel feiern gehen. Da musst du dann als DJ auch Vollgas geben. Hier in Berlin kannst du die Musik langsam aufbauen und lange Sets spielen. Im Sisyphos spiele ich Vier-Stunden-Sets.

Was erwartet uns auf deiner neuen Platte „Dancing & Romancing“?
Das Album ist eine Werkschau der vergangenen fünf Jahre und funktioniert musikalisch auch in der Shoppingmall. Die vergangenen fünf Jahre haben wir uns mit unserem Label dem Deep House verschrieben. Für „Dancing & Romancing“ habe ich Tracks ausgewählt und kompiliert, die sowohl im Wohnzimmer als auch im Club passen.

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Hast du einen Lieblingstrack?
Einen Lieblingstrack vielleicht nicht, aber „Strange“ war schon eine Nummer, die mich echt stolz gemacht hat. Als wir „Strange“ 2012 das erste Mal live auf dem Sónar-Festival in Barcelona spielten, dachten wir, uns kennt gar keiner. Wir haben dort unsere Songs zum ersten Mal live aufgelegt und merkten auf einmal: Dank „Strange“ kannten alle unsere Musik aus dem Internet. Von dem Moment an ging es los.

Wieso hast du dich eigentlich Shir Khan genannt?
Ich wollte einen exotischen Namen. Inspiriert hat mich der Hip-Hop-Song „Straight out the Jungle“. Also habe ich mich Shir Khan genannt. Obwohl ich als Typ nicht der Löwe bin sondern eher bescheiden.

Die meisten kennen Shir Khan aus Disneys Dschungelbuch. Hast du mit dem Namen auch mal negative Erfahrungen gemacht?
Am Anfang habe ich das Tiger-Image extrem ausgeschlachtet. Ich habe zum Beispiel auf Partys aufgelegt, auf denen die Leute mit Tiger-Masken rumgerannt sind und sich die Tänzerinnen Streifen auf ihren Körpern gemalt hatten. Das fand ich irgendwann nicht mehr sehr seriös. Mittlerweile fragen die Leute kaum mehr nach dem Namen. Heute bin ich eher mit meinem Label unterwegs.

2007 hast du dein Label Exploited gegründet.
Oft möchtest du Musik veröffentlichen, aber keiner will das rausbringen. Also habe ich mir gedacht, dann mach ich das halt selbst. Das war erst ein Hobby und daraus ist mein Beruf geworden. Unabhängig von der Labelarbeit habe ich viele Künstler gemanagt. Claptone und Adana Twins waren noch Newcomer und hatten bis vor fünf Jahren noch nie eine Platte veröffentlicht, heute werden sie weltweit gebucht. Das hat so viel Energie gekostet, dass ich zu meinen eigenen Projekten eine Zeit lang kaum gekommen bin.

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Wie kommt es, dass Adana Twins und Claptone Tracks auch auf deiner Platte veröffentlicht haben?
Die Tracks auf dem Album kommen alle von Menschen, die ich kenne und mit denen ich befreundet bin – teils über die Labelarbeit. Das hängt auch damit zusammen, dass ich nie ein klassisches Berlin-Label machen wollte. Ich wollte ein internationales Netzwerk aufstellen, in dem wir uns gegenseitig featuren und uns auf unsere Veranstaltungen einladen. So haben wir einander hochgezogen.

Gehst du denn selbst noch feiern?
Ich gehöre inzwischen zu den Menschen, die vorher in Bars gehen. Ein Abend könnte bei mir so aussehen: Ich würde in der Wohnzimmerbar starten, dann ins King Size wechseln, später in den ersten Club – ins Watergate –, zum Schluss Sisyphos.

Wie empfindest du die Türsteher in Berlin?
Sie sind sehr angenehm. Es gibt schon die harte Auswahlpolitik, aber sonst wären die Clubs auch zu überlaufen. Mir ist aber es auch schon passiert, dass ich im Berghain abgelehnt wurde. Der Club ist so präsent über Social Media, ich kann die Fotos von schwarz gekleideten Menschen einfach nicht mehr sehen.

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Kategorien Interview Konzerte Kultur Musik

„Ich träume von Dingen, die es noch nie gegeben hat und frage mich: Warum nicht?“ Das sagte Robert F. Kennedy einmal. Genau so würde auch ich meine Einstellung erklären. Ich mag es, Dinge von neuen Seiten zu denken. Ich habe mit 15 Jahren ein Buch geschrieben und mit 18 Jahren eine eigene Partei gegründet. Meine große Leidenschaft ist die Moderation – die ich in verschiedenen Formaten auslebe. Jetzt, 22 Jahre alt, bin ich unter die Journalisten gegangen und schreibe über das, was ich gerade erlebe und über das, was mir wichtig ist.