Neue Klamotten aus alten Katalogen

Die Kleidung, die Designerin Julia Starp hier trägt, ist nachhaltig – garantiert. Foto: Christian Brodack
Die Kleidung, die Designerin Julia Starp hier trägt, ist nachhaltig – garantiert. Foto: Christian Brodack

Designerin Julia Starp über nachhaltige Mode und die Frage, ob Umweltverträglichkeit en vogue ist.

Das Modebusiness ist schnell­lebig. Die aktuelle Frühjahr-/Sommerkollektion ist schon wieder passé. Die Kollektionen für den kommenden Herbst und Winter liegen bereits fertig in den Lagern. Und auf der Fashion Week lief die Promotion der Entwürfe für Frühjahr und Sommer 2014 an. Da bleibt wenig Zeit, sich um faire Produktions- und Arbeitsbedingungen zu kümmern. Die deutsche Modedesignerin Julia Starp stellt sich dem entgegen. Seit 2009 führt die 30-Jährige ihr eigenes Label, das ihren Namen trägt und den Schwerpunkt insbesondere auf Mäntel mit besonderen Details legt. Dabei setzt sie entschieden auf Nachhaltigkeit.

Frau Starp, Ihr Label ist nachhaltig. Was bedeutet das?
Nachhaltigkeit bedeutet, dass gehobene Ansprüche an das Material der Kleidung, die Herstellung, die Arbeitsbedingungen und im Fall von Leder an die Tierhaltung gestellt werden. Bei meinen Kollektionen weiß ich ganz genau, wo meine Materialien herkommen und ich achte darauf, dass sie überwiegend den Standards der Textilsiegel Global Organic Textile Standard (GOTS) oder Bluesign entsprechen. Ich recycle aber auch. So nutzte ich beispielsweise für meine neue Frühjahr-/Sommerkollektion „Blickwinkel 2014“ alte Werbeplakate des Versandhauses Otto.

Was sind die Standards der Textil­siegel GOTS oder Bluesign?
Das Textilsiegel GOTS wird nur an Textilprodukte vergeben, die mindestens zu 70 Prozent aus biologisch erzeugten Naturfasern bestehen. Bluesign hingegen achtet darauf, dass Menschenrechte, Arbeitsnormen und Umweltschutz beachtet werden.

Wird Nachhaltigkeit in der Modebranche tatsächlich immer wichtiger?
Ich habe schon das Gefühl, dass viele Labels, Designer und auch große Firmen sich mittlerweile mit diesem Thema beschäftigen. Auch im Bewusstsein vieler Kunden ist der Begriff angekommen.

Meinen Sie, dass Kunden mehr Geld für Kleidung ausgeben würden, wenn die Ware auch nachhaltig produziert wäre?
Ich denke, dass es den meisten doch an erster Stelle darum geht, dass ihnen die Sachen gefallen. Wenn sie dann auch noch nachhaltig sind, ist es eine wunderbare Ergänzung.

Was war Ihre erste Reaktion, als Sie im April von dem Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch hörten?
Ich war leider nicht überrascht. Solche Unfälle passieren häufiger in Textilfabriken. Es ist wichtig, dass darüber berichtet wird. Wir würden solche traurigen Ereignisse ansonsten gar nicht wahrnehmen. Auch werden die einzelnen Firmen aufgerüttelt, die in solchen Fabriken produzieren lassen. Schließlich riskieren sie so ein schlechtes Image.

Wo produzieren Sie?
Produzieren lasse ich in Deutschland, in Polen und eventuell auch bald in Rumänien. Die Materialien stammen größtenteils aus der Schweiz.

Das Gespräch führte 
Nastasia Achilles, 23 Jahre

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