Serie „Wenn ich mal groß bin…“: Nura, die Fotografin

Träumt ihr nicht auch manchmal davon, eure Leidenschaft später zum Beruf zu machen? Wir haben uns auf die Suche nach jungen „Traumberuflern“ gemacht, die euch von ihrer Arbeit und ihren Erfahrungen erzählen.

Nura Qureshi ist 1977 in Bremen geboren. Nach einem Au-Pair-Jahr in San Francisco entschied die damals 20-Jährige, Deutschland endgültig den Rücken zuzukehren. Sie studierte Fotografie an der Academy of Art University in San Francisco und lebt seit 2003 als freiberufliche Fotografin in New York. Ihre Arbeit führte sie bisher u.a. nach Tadschikistan, Bolivien, Ghana und Kambodscha.

Nura, erzähl uns doch kurz von Deinen aktuellen Projekten.
I
m Moment arbeite ich an einer Skulptur, die dann später in eine Fotografie umgewandelt wird. Es ist ein lebensgroßer Körper aus Plastik, der in einem Metallrahmen auf Augenhöhe von der Decke hängt. Auf dem Körper wird eine Stadt aus Büchern aufgebaut, die New York ähnelt. Ein weiteres Fotoprojekt handelt von türkischen Einwanderern in Deutschland.

Wolltest Du schon immer Fotografin werden und hast Du dafür studiert oder eine Ausbildung gemacht?
Ja, ehrlich gesagt wollte ich schon immer Fotografin werden. Ich hatte durch einen Freund, der in einer Werbeagentur arbeitet, einen Einblick in die kreativen Kreise und wusste somit, dass ich etwas in der Richtung machen wollte.

Ich war damals auf dem Wirtschaftsgymnasium, was nicht wirklich meinen Vorstellungen entsprach. Als ich dann nach San Francisco kam,  habe ich angefangen, mich der Fotografie zu widmen. Ich habe dort Fotografie an der Academy of Art University studiert. Danach habe ich einigen Fotografen assistiert.

Was waren ursprünglich Deine Vorstellungen von dem Beruf und wie sieht die Realität nun aus?
Meine Vorstellungen waren, dass ich für Magazine oder eine Zeitung arbeite und Geschichten fotografiere, die mich interessieren. Wie sieht meine Realität nun aus?

Ich bin Freiberuflerin, fotografiere die Geschichten, die ich will und habe mich durch meine Erfahrungen ständig weiter entwickelt. Ich habe für Magazine und eine Zeitung gearbeitet. Ich habe gemerkt, dass es nicht unbedingt das ist, was ich machen will. Ich habe Mode -und Werbefotografie studiert. Als ich Patrick Demarchelier assistiert habe, wusste ich, dass mich die eigentliche Branche nicht wirklich anzieht.

Nun bin ich einem Kreis von Journalisten und Künstlern, in dem ich mich ganz wohl fühle. Ich würde niemals einen anderen Job machen wollen und doch habe ich keine finanzielle Stabilität. Somit unterrichte ich Fotografie an verschiedenen Schulen, fotografiere Events und Portraits, um über die Runden zu kommen.

Erzähl uns von Deinem bisher aufregendsten Erlebnis in Deinem Beruf?
Eines der sicher aufregendsten Erlebnisse in meinem Beruf war, als ich festgenommen wurde.

Ich und ein Journalist sind in einen U-Bahn-Tunnel in New York geklettert, um dort einen Mann, der dort unten lebt, für ein Buch zu interviewen und zu fotografieren. Mal abgesehen davon, dass man nicht in die Tunnel klettern darf wussten wir nicht, dass das Gebiet, in dem wir uns aufhielten, von Polizisten bewacht wurde.

Wir waren ziemlich weit unten und ein Officer hat uns gehört. Als nächstes wurden wir in Handschellen aus der U-Bahn geführt und wurden für die Nacht ins Gefängnis gebracht. Dort wurden wir dann von einem Detektiv verhört, um sicher zu gehen, dass wir keine Terroristen waren. Man schleuste uns von einer Zelle in die nächste, bis wir dann 19 Stunden später ins Gericht geführt wurden.

Zum Glück hat man uns ohne weiteres entlassen und im Nachhinein auch nicht bestraft.

Was würdest Du jungen Leuten empfehlen, die auch Fotograf werden wollen?
Es ist eine Lebensweise. Und auch wenn es ein sehr schwieriger Weg sein kann, darf man seine Liebe zur Fotografie nicht aus den Augen verlieren.

Was wärst Du heute, wenn Du nicht Fotografin geworden wärst?
Das weiß ich nicht. Darüber habe ich noch nie nachgedacht.

Du lebst und arbeitest in New York. Was reizt Dich an dieser Stadt?
New York… Darüber könnte ich einen ganzen Essay schreiben. Mein neues Projekt dreht sich genau darum.

Mich reizen die verschiedenen Kulturen und die verschiedenen Nachbarschaften. Ich sehe New York als einen Organismus, der sich ständig weiterentwickelt und bewegt. Mich fasziniert, dass diese Stadt nur das ist, was sie ist und wie sie ist – durch die Masse der Menschen, die hier leben. Und doch macht der einzelne Mensch keinen Unterschied.

Mehr Fotos von Nura findet ihr unter:

www.nuraqureshi.com

Kristin Magister

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