Viele Schüler reisen nicht ausreichend versichert, warnen Experten
Seit einigen Wochen stehen bei den Anbietern von Jugendreisen die Telefone kaum mehr still. Die Osterferien sind vorbei, die letzte Etappe vor den Sommerferien hat begonnen und mit ihr die Planung der Klassenfahrten zum Schuljahresende. Das Ereignis, auf das sich viele Jugendliche das ganze Jahr im Voraus freuen, kann allerdings schnell zum Albtraum werden. Denn tatsächlich gehören die Reisen nicht nur zu den schönsten, sondern auch zu den gefährlichsten Erlebnissen im Schuljahr.
Egal ob es ans Meer geht oder in die Berge und ob der Lehrer Wanderungen, Radtouren oder Schwimmausflüge plant – fast alles, was zu einer guten Klassenfahrt dazugehört, ist mit Risiken verbunden. Die meisten Jugendlichen sind für viele von ihnen nicht in jedem Fall ausreichend versichert. Denn die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung, bei der auch alle Schüler automatisch abgesichert sind, deckt nur einen Teil dessen ab, was auf Klassenfahrten passieren kann. „Das Thema wird unterschätzt“, sagt Uwe Dreyer von der Deutschen Vermögensberatung (DVAG). Die wenigsten Jugendlichen würden sich vor Reise antritt darüber Gedanken machen, ob sie in einem Notfall ausreichend abgesichert sind. „Die Unfallversicherung stellt zwar einen guten Basisschutz dar, aber die wenigsten wissen, dass sie lediglich das gemeinsame beaufsichtigte Freizeitprogramm ab deckt, wie das juristisch heißt.“ Das bedeutet: Alles, was abseits davon passiert, ist durch die Unfallversicherung oft nicht geschützt. „Schon die Essenszeiten fallen nicht mehr dar unter. Ebenso wenig Ereignisse in der Nachtruhe“, erklärt der Experte Dreyer. Er empfiehlt neben der gesetzlichen Absicherung auch eine private Unfallversicherung abzuschließen. Sie kostet pro Monat etwa fünf bis zehn Euro, kommt dafür aber für sämtliche versicherten Gefahren und Unfälle auf, egal wo und wann diese passieren.
Überdies, so der Vermögensberater, sollte man bevor es losgeht prüfen, ob man haftpflichtversichert ist. „Diese Versicherung übernimmt einen Schaden gegenüber Dritten, den man selber verursacht. Auch das kann auf einer Klassenfahrt schließlich schnell passieren.“ Normaler weise seien Schüler dagegen allerdings bei ihren Eltern mitversichert. Bei Klassenfahrten ins Ausland bietet sich laut Uwe Dreyer eine Zusatzkrankenversicherung für Auslandsreisen an. „Solche Versicherungen kosten jährlich zwischen sieben und zehn Euro und springen sowohl bei Krankheit ein als auch wenn man Opfer eines Unfalls wird.“
Eine Einschränkung würde allerdings für alle Policen gelten: „Alkohol setzt jede Versicherung außer Kraft.“ Dass das sehr teuer werden kann, illustriert der Finanzexperte an einem Fall aus der Praxis: Als die Feuerwehr wegen eines Unfalls ausrückte, ergaben sich für eine Fahrtstrecke von 14 Kilometern Kosten von rund 300 Euro, die man bei Trunkenheit oder auch bei fehlendem Versicherungsschutz im Zweifelsfall selbst bezahlen muss. Alle weiteren Kosten sind noch nicht einkalkuliert, in der Regel bewegen sie sich jedoch im vier bis fünfstelligen Bereich. Zum Vergleich: Für eine fünftägige Klassenreise in das rund 400 Kilometer entfernte SchleswigHolstein zahlen Schüler derzeit um die 150 Euro, mit allem drum und dran.
Patrick Schmitt, 19 Jahre