Zwischen Selbstbewusstsein und Eigenlob

Die Bewerbungssaison hat begonnen. Unternehmen kritisieren, dass viele Schulabgänger dafür nicht gewappnet sind

Was unterscheidet Sie von Ihren Mitbewerbern?“ – Fragen wie diese werden Lehrstellenbewerbern in Vorstellungsgesprächen bald wieder Schweißperlen auf die Stirn treiben. Gerade hat die Bewerbungssaison begonnen, rund ein halbes Jahr bevor im September das nächste Ausbildungsjahr beginnt. Um die Chance zu bekommen, sich um Kopf und Kragen zu reden, müssen Schulabgänger allerdings zunächst mit ihrer Bewerbung punkten. Damit haben viele immer noch Schwierigkeiten, obwohl das Thema inzwischen sogar im Unterricht behandelt wird.

Lothar Frank ist Vermögensberater mit eigenem Büro in Berlin und bekommt regelmäßig Bewerbungen auf den Tisch. Foto: privat
Lothar Frank ist Vermögensberater mit eigenem Büro in Berlin und bekommt regelmäßig Bewerbungen auf den Tisch. Foto: Deutsche Vermögensberatung (DVAG)

Wirtschaftsverbände klagten in den vergangenen Monaten immer wieder darüber, bei ihnen würden zu wenig qualifizierte Bewerbungen eingehen. Tatsächlich ist die Thematik für Jugendliche schwer greifbar, auch weil sich die Regeln dafür, wie eine Bewerbung aussehen soll, ab und an ändern. Überdies erscheinen viele geradezu widersprüchlich: So sollen Bewerber selbstbewusst schreiben, aber sich dabei nicht selbst loben. Lothar Frank ist Vermögensberater mit eigenem Büro in Berlin und bekommt regelmäßig Bewerbungen auf den Tisch. Er rät zu einer Art selbstbewusstem Understatement: „‚Ich bin gut‘, reicht völlig aus. Der Bewerber muss nicht erklären, dass er der Schönste, Beste und Tollste ist.“

Zudem gibt es laut Frank einige Richtlinien, die immer einzuhalten sind. Übersichtlichkeit und Sauberkeit seien wichtig. „Die Bewerbung sollte kein kantiger schwarzer Block sein. Übersichtlichkeit wird durch Absätze, klare Strukturen und gegebenenfalls auch durch Farbe und Fettdruck hergestellt.“

Das Anschreiben sollte man in drei Teile gliedern: Einleitung, Hauptteil und Schluss, bestehend aus maximal zehn Sätzen. Es gilt die sogenannte Kuss-Regel: kurz und sehr simpel. In der Einleitung muss klar werden, warum man sich gerade bei dem Unternehmen um genau die Stelle bewirbt, im Hauptteil die Verbindung zwischen Bewerber und Unternehmen hergestellt werden. Der Schluss sollte formal gehalten sein und mit gebräuchlichen Formulierungen wie „Mit freundlichen Grüßen“ enden.

Folgt ein Bewerbungsgespräch, sei es wichtig, gleich positiv aufzufallen. Nach dem Motto: Für den ersten Ein- druck bekommt man keine zweite Chance. Es gehe nicht nur darum, inhaltlich zu überzeugen, so Frank. Man müsse auch mit gepflegtem Äußeren, Höflichkeit und Sympathie punkten. „Wissenslücken kann man füllen. Beherrschen Bewerber aber nicht einen gewissen Verhaltenskodex, stehen seine Chancen schlecht“, sagt Frank.

Jaromir Simon, 21 Jahre

Das könnte Dich auch interessieren

Kategorien Geld & Absicherung

Auf spreewild.de berichten wir über alles, was uns bewegt – über Schule, Politik und Freizeit, Liebesglück und -kummer oder den Schlamassel mit der eigenen Zukunft. Wir bieten Hintergrundgeschichten zu den Artikeln, die wir auf der Jugendseite veröffentlicht haben, stellen Fotos und Videos ins Netz. Dazu gibt es die Fotoserien der Jugendredaktion, Musik-, Buch- und Filmbesprechungen sowie all die Fragen, die uns die Prominenten jede Woche stellen.