„Die Wirtschaft braucht die Jugendlichen“

 

 

Ralf-Joachim Götz ist Chefvolkswirt der Deutschen Vermögensberatung. Foto: DVAG

Party für alle? Ein Gespräch darüber, was das Wirtschaftswachstum in Deutschland für Jugendliche bedeutet

 

Herr Götz, für 2013 wird den Deutschen zwar ein geringes, aber immerhin ein Wirtschaftswachstum vorhergesagt. Kann ich schon anfangen, das Geld auszugeben, das wir bald alle haben werden? Kann ich nun in Saus und Braus leben?

Volkswirte rechnen 2013 mit einem Anstieg der Wirtschaftsleistung von deutlich weniger als 1 Prozent nach 0,7 Prozent 2012 und 3 Prozent 2011. Das sind Durchschnittswerte für das ganze Land. Die finanzielle Entwicklung dürfte aber bei jedem einzelnen Menschen anders aussehen. Deshalb wäre Feiern auf Pump ein schlechter Rat. Lieber sollte man durch Vorleistungen, etwa durch eine gute Ausbildung, persönliches Engagement, Sparen und sinnvolle Versicherungen die Voraussetzungen dafür schaffen, um später wirklich in Saus und Braus leben zu können.

 

Wie kommt dieses Wirtschaftswachstum in Deutschland zustande?

Der Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die in Deutschland erstellt wurden, betrug 2012 rund 2,645 Billionen Euro. Dieses so genannte Bruttoinlandsprodukt ist gegenüber dem Vorjahr nominal um rund 2,9 Prozent gestiegen. Zieht man die Inflationsrate ab, also den Wert, den das Geld im letzten Jahr durch Preissteigerungen verloren hat, kommt man auf den genannten realen Zuwachs von 0,7 Prozent für 2012. Im Verhältnis zur Wirtschaftsentwicklung in vielen anderen Staaten Europas ist das ein guter Wert, verglichen mit einigen anderen Regionen ist er eher gering: Wachstumsmärkte wie Indien oder China konnten letztes Jahr um 6,5 beziehungsweise fast 8 Prozent zulegen.

 

Was bedeutet diese Nachricht für den Einzelnen, insbesondere für Jugendliche? Haben wir nun bessere Aussichten auf einen Ausbildungsplatz?

Die raschen Veränderungen erfordern eine hohe Lern- und Anpassungsbereitschaft von denen, die künftig etwas erreichen wollen. Dennoch haben Jugendliche in Deutschland gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz und eine Karriere: Deutschland hat im europäischen Vergleich die niedrigste Arbeitslosenquote bei unter 25-Jährigen.

 

Wie sollte man als Jugendlicher auf diese Nachricht richtig reagieren?

Mit Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und großem Engagement. Für die Jugendlichen in Deutschland gibt es in vielen Bereichen interessante berufliche Perspektiven, die Wirtschaft braucht sie. Sorgen bereitet mir allerdings, dass ein Viertel aller Auszubildenden die Lehre abbricht, anstatt einen Abschluss anzustreben.

 

Wie wird es jetzt weitergehen?

Die Globalisierung schreitet vo­ran: Sprachen und Auslandserfahrungen werden immer wichtiger. Dazu wird den Menschen lebenslanges Lernen abverlangt. Der Meisterbrief oder ein guter Studienabschluss in der Tasche sind beruhigend, aber man sollte sich nicht darauf ausruhen.

 

Interview: Julika Bickel (23 Jahre)

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