Neben dem Studium arbeitet Salonika als Sprachmittlerin im LaGeSo. Sie übersetzt Anträge aus dem Russischen und vermittelt zwischen den Parteien. Ein gut bezahlter Studentenjob, der der 19-Jährigen jedoch viel Kraft abverlangt. Foto: Salonika Hutidi

Serie „Ausgefallene Studentenjobs“: Jobben als Sprachmittlerin

Zwei Drittel aller Studenten jobben, um ihren Kontostand über null zu halten. Die meisten sind als Kellner, Nachhilfelehrer oder Telefonist tätig. Andere haben außergewöhnliche Nebenbeschäftigungen – wir stellen sie vor:

Von Salonika Hutidi, 19 Jahre

Jeden Freitag fahre ich zum Landesamt für Gesundheit und Soziales nach Moabit, melde mich im Sprachmittlerraum und warte auf einen Auftrag. Ich bin nicht die einzige Studentin hier, die sich als Sprachmittlerin etwas dazuverdient. Es dauert nicht lange, bis der nächste Auftrag übers Telefon kommt. Ein Sachbearbeiter in Raum 2.16 braucht einen Russisch-Dolmetscher. Ich übernehme. Die meisten Antragsteller, die meine Muttersprache sprechen, kommen aus Moldau, wenige noch aus Turkmenis-tan und Tschetschenien.

Neben dem Studium arbeitet Salonika als Sprachmittlerin im LaGeSo. Sie übersetzt Anträge aus dem Russischen und vermittelt zwischen den Parteien. Ein gut bezahlter Studentenjob, der der 19-Jährigen jedoch viel Kraft abverlangt. Foto: Salonika Hutidi

Es sind überwiegend sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge. Manche lügen zu ihrem Vorteil, andere legen wahrheitsgerecht alles offen. Mir begegnen Gleichgültigkeit und Güte. Wer hier als Sprachmittler tätig sein will, sollte viel Geduld aufbringen können, denn sobald sich aufgrund einer neuen gesetzlichen Regelung der Geldsatz für die Geflüchteten ändert, sind wir es, die das den Antragstellern erklären müssen. Viele verstehen nicht, dass das nicht in der Hand des Sachbearbeiters liegt, und beginnen zu diskutieren, zuweilen laut und hitzig – mit mir. Einerseits bin ich froh, einen Studentenjob gefunden zu haben, mit dem ich Menschen helfen kann. Mit mehr als 14 Euro pro Stunde ist er auch noch gut bezahlt. Andererseits bin ich doch immer erleichtert, am Ende des Tages gehen zu können.

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Immer auf dem Sprung zu neuen Themengebieten möchte ich die Gegebenheiten der Welt aufdecken. Was ich da machen kann? Schreiben! Schreiben, über den Sinn des Lebens. Schreiben, über UN-Konventionen und Kinderschokolade. Schreiben, über die täglichen Erfahrungen eines ehemaligen Mitgliedes von Scientology. Mit großer Leidenschaft zur Recherche versuche ich die Welt besser zu verstehen und möchte alle Leser daran teilhaben lassen. Spreewild nutze ich dabei gerne um Themen anzusprechen, die im gesellschaftlichen Salon absichtlich vergessen bleiben. Das Unausgesprochene aussprechen. Die Tatsachen auf den Tisch packen. Das ist für mich Journalismus.