Zwei Drittel aller Studenten jobben, um ihren Kontostand über null zu halten. Die meisten sind als Kellner, Nachhilfelehrer oder Telefonist tätig. Andere haben außergewöhnliche Nebenbeschäftigungen – wir stellen sie vor:
Von Salonika Hutidi, 19 Jahre
Jeden Freitag fahre ich zum Landesamt für Gesundheit und Soziales nach Moabit, melde mich im Sprachmittlerraum und warte auf einen Auftrag. Ich bin nicht die einzige Studentin hier, die sich als Sprachmittlerin etwas dazuverdient. Es dauert nicht lange, bis der nächste Auftrag übers Telefon kommt. Ein Sachbearbeiter in Raum 2.16 braucht einen Russisch-Dolmetscher. Ich übernehme. Die meisten Antragsteller, die meine Muttersprache sprechen, kommen aus Moldau, wenige noch aus Turkmenis-tan und Tschetschenien.

Es sind überwiegend sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge. Manche lügen zu ihrem Vorteil, andere legen wahrheitsgerecht alles offen. Mir begegnen Gleichgültigkeit und Güte. Wer hier als Sprachmittler tätig sein will, sollte viel Geduld aufbringen können, denn sobald sich aufgrund einer neuen gesetzlichen Regelung der Geldsatz für die Geflüchteten ändert, sind wir es, die das den Antragstellern erklären müssen. Viele verstehen nicht, dass das nicht in der Hand des Sachbearbeiters liegt, und beginnen zu diskutieren, zuweilen laut und hitzig – mit mir. Einerseits bin ich froh, einen Studentenjob gefunden zu haben, mit dem ich Menschen helfen kann. Mit mehr als 14 Euro pro Stunde ist er auch noch gut bezahlt. Andererseits bin ich doch immer erleichtert, am Ende des Tages gehen zu können.