Sommer in Berlin, Teil 6: Einfach mal treiben lassen

Jedes Jahr der gleiche Vorsatz: Dieser Sommer muss einmalig werden! Und dann siegt doch die Faulheit, die euch auf Mamas Gartenstuhl plumpsen lässt. Schluss damit! Das Wetter soll noch einmal besser werden. Also ab an den See – aber nicht nur zum Schwimmen.

Eine schöne Art zu warten: Auf dem Plötzensee treibt Margarethe ihrer Lieblingstageszeit entgegen, bis über den Baumwipfeln die Sterne glitzern. Foto: Margarethe Neubauer
Eine schöne Art zu warten: Auf dem Plötzensee treibt Margarethe ihrer Lieblingstageszeit entgegen, bis über den Baumwipfeln die Sterne glitzern. Foto: Margarethe Neubauer

Die Möglichkeiten, Berlins wilde Gewässer zu durchqueren, sind zahlreich: Wird das Fahrrad am Ufer zum Wüstenschiff, entern wir jedes schwimmende Gefährt, das Paddel oder Pedale besitzt. Oder wenigstens einen Motor. Mein liebstes Fortbewegungsmittel verursacht jedoch weder Benzin-mief noch Muskelkater und ist an Bequemlichkeit kaum zu übertreffen. Auf meiner Premiumluftmatratze schaukele ich in den Sonnenuntergang, wenn die Amateurskipper der Stadt schon längst der heimische Hafen zum Feierabend-Fischbrötchen lockt. In der Horizontalen sehe ich der Sonne zu, wie sie am Horizont verschwindet. Der Himmel wird schwarz wie die Wellen, die mich plätschernd umrauschen. Dann spannt sich über mir der millionenfache Sternenbaldachin und wird zum spektakulären Live-Planetarium. Ein zaghaftes Grillenzirpen vervollständigt die Atmosphäre, die Hollywood nicht kitschiger hätte kreieren können. Aber mein in nächtlicher Seeluft schwimmendes Outdoor-Sofa würde ich gegen keinen Freiluftkino-Liegestuhl und keine Kanu-tour der Welt eintauschen wollen.

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Kategorien Fotoserie Weggehen Zwischendurch

Schreiben ist meine Neurose. Ich mache das wirklich nicht freiwillig. An pathologischer Schreibwut leide ich etwa seit meinem neunten Lebensjahr. Heute bin ich 24. Sie äußert sich in der übermäßigen Produktion von Texten, dabei reagiere ich sensibel auf gute Geschichten. Schreiben ist mein Plüsch–Airbag gegen Schleudertraumata im täglichen Gedankenkarussell, Weckglas für klebrig-süße Memoirenmarmelade und die doppelte Aspirin am Morgen nach einem exzessiven Empfindungsrausch. Ich habe eine Schwäche für Präpositionen mit Genitiv, Schachtelsätze und Ironie. In die Redaktion komme ich nur, weil es da umsonst Tee gibt.