Unter den Flüchtlingen, die täglich in Berlin ankommen, sind auch zahlreiche Jugendliche und junge Erwachsene. Wir haben einige von ihnen getroffen, gaben ihnen ein Stück Pappe, Stifte und einen Auftrag: Schreibt auf, was euch beschäftigt. Herausgekommen ist diese Serie.
In Damaskus studierte Firas Schauspiel – bis er von der Uni flog, weil er gegen das Assad-Regime demonstrierte. Mehrere Male wurde er verhaftet, verbrachte insgesamt neun Monate im Gefängnis. Das gezwungenermaßen abgebrochene Studium erwies sich als hilfreich: „Wenn ich nicht die Wahrheit gesagt habe, haben die das nicht immer gemerkt.“ Firas griff zur Kamera, berichtete für Nachrichtenagenturen aus Nordsyrien. Ein Freund arbeitete derweil in Berlin an einer Comedy-Dokumentation über die Lage in der Heimat. Als er für weitere Aufnahmen nach Syrien reiste, kam er durch eine Rakete ums Leben.
Für Firas war klar, dass er nach Berlin reisen und „Syria Inside“ beenden musste. Seit zweieinhalb Jahren lebt der 24-Jährige nun schon hier, studiert Filmschnitt an der selbst organisierten Filmschule filmArche und arbeitet als Reporter für das saudi-arabische Fernsehen. Unter den syrischen Neuankömmlingen ist er bekannt. Via Facebook bekommt er täglich etwa zehn Nachrichten, es wird nach Übersetzungen gefragt und nach Unterstützung bei behördlichen Angelegenheiten. Es sei schwierig für ihn, aus der Ferne zuschauen zu müssen. Ein paar Demos, viel mehr könne er von hier aus nicht tun. Ständig erreichen ihn Nachrichten von Freunden, die in Syrien geblieben sind. Der Krieg, die Folter – auch in Berlin sind sie immer präsent.
Hannah Meudt, 24 Jahre