Foto: Margarethe Neubauer/Raufeld

Ungewohnt gewohnt – Teil 1

Fotoserie, Teil 1:

Funktionieren Putzpläne in Zehner-WGs? Auf welcher Sprache wird diskutiert, wenn alle aus unterschiedlichen Ländern kommen? Und wer bringt am Morgen nach der Party das Altglas weg, wenn Deine Mitbewohner über siebzig sind? In unserer neuen Fotoserie öffnen wir für euch die Türen von außergewöhnlichen Wohngemeinschaften, in denen wir in den Kühlschrank, unter das Sofa und hinter die Kulissen schauen durften. Heute sind wir zu Besuch in einer Band-WG.

Ein erstaunliches Statement von einer Nachwuchs-Rockband: „Hier lärmen Kinder, der Fernseher der Nachbarn läuft pausenlos. Das ist halt Neukölln, wir sind echt nicht die Lautesten im Haus.“ Schon seit der Schulzeit musizieren die Kicker Dibs zusammen, jetzt wohnen sie in einer gemeinsamen Wohnung im Herzen Neuköllns. „Zwischen Hinterhof und Straße“, wie es in einem ihrer neuen Songs heißt.

Gleich nach dem Abi waren die Berliner Newcomer auf Deutschland-Tour. Ein guter Probelauf für das WG-Leben, findet Bassist Tingel. Schnell war klar, dass die drei zusammenziehen wollen, denn sie sind nicht nur Bandkollegen, sondern vor allem Freunde. Streit gibt es eigentlich nie. „Nur wenn Niki morgens pfeift, das geht gar nicht!“, lachen Lenni und Tingel. Das Zusammenleben der Rockromantiker ist familiär, der gemeinsame Freitagnachmittag steht bei jedem dick im Kalender. Am liebsten sitzen sie auf Nikis Sofa, spielen Gitarre, hören Musik. Das Erfolgsrezept für die WG-Harmonie hat aber nichts mit Musik zu tun. „Es ist irgendwie unsere Philosophie, dass wir einfach echt viel labern. Wir können über alles reden.“ Konflikte über WhatsApp ausdiskutieren? Niemals.

Lenni, Niki und Tingel (v.l.) sind nicht nur musikalisch ein eingespieltes Team. Die Bandkollegen teilen sich seit dem vergangenen Jahr eine WG in Neukölln. Foto: RAUFELD/MARGARETHE NEUBAUER
Lenni, Niki und Tingel (v.l.) sind nicht nur musikalisch ein eingespieltes Team. Die Bandkollegen teilen sich seit dem vergangenen Jahr eine WG in Neukölln. Foto: RAUFELD/MARGARETHE NEUBAUER

Der Schlüssel zum WG-Glück heißt also Kommunikation. Eine harmonische Atmosphäre ist ihnen extrem wichtig, ihre Wohnung ist auch ein Rückzugsort. Exzessive Parties stehen daher nicht auf dem Programm. „Wir gehen lieber in unsere Stammkneipe gegenüber“, berichten die Jungs. Nur bei der WG-Weihnachtssause gab es dann doch mal Beschwerden. Eine Seltenheit, versichern die Kicker Dibs, denn Bassturm und Gitarrenverstärker gehören nicht zum Wohnzimmer-Inventar.

WG-Insiderwissen
Größte Wohnungs-Katastrophe: Eine riesige Wasserlache fraß sich von oben durch die Decke – zum Glück blieben die Instrumente trocken
Merkwürdigste Begegnung: Ein Mann lief an Nikis Erdgeschoss-Fenster vorbei und wollte ihm plötzlich ein iPhone verkaufen
Feste Tradition: Mit neuen Besuchern eine Runde GameCube spielen, bei besonderen Highlights die Flasche „Stroh“ rumgehen lassen
Wöchentliches Ritual: Freitags von 11 bis 13 Uhr etwas zusammen unternehmen (z.B. ein Besuch im Botanischen Garten oder Federball spielen)

Margarethe Neubauer, 21 Jahre, konnte die WG-Tradition umgehen, einen Schluck Stroh Rum aus der Flasche zu trinken

Am 5. Februar könnt ihr die Kicker Dibs live erleben. Um 18:30 Uhr spielen sie beim Emergenza Bandcontest im Bi Nuu Berlin.

Das könnte Dich auch interessieren

Kategorien Fotoserie Lifestyle Schule & Zukunft Uni & Ausbildung Zwischendurch

Schreiben ist meine Neurose. Ich mache das wirklich nicht freiwillig. An pathologischer Schreibwut leide ich etwa seit meinem neunten Lebensjahr. Heute bin ich 24. Sie äußert sich in der übermäßigen Produktion von Texten, dabei reagiere ich sensibel auf gute Geschichten. Schreiben ist mein Plüsch–Airbag gegen Schleudertraumata im täglichen Gedankenkarussell, Weckglas für klebrig-süße Memoirenmarmelade und die doppelte Aspirin am Morgen nach einem exzessiven Empfindungsrausch. Ich habe eine Schwäche für Präpositionen mit Genitiv, Schachtelsätze und Ironie. In die Redaktion komme ich nur, weil es da umsonst Tee gibt.