Unter den Flüchtlingen, die täglich in Berlin ankommen, sind auch zahlreiche Jugendliche und junge Erwachsene. Wir haben einige von ihnen getroffen, gaben ihnen ein Stück Pappe, Stifte und einen Auftrag: Schreibt auf, was euch beschäftigt. Herausgekommen ist diese Serie.
Ich heiße Yara Al Abdallah und bin 22 Jahre alt. Ich komme aus Daraa in Syrien. Mit meiner kleinen, liebevollen Familie führte ich dort ein einfaches Leben. Mit der Schule war ich bereits fertig und habe Medien und Bildung studiert. Dann kam der Tag, der mein Leben komplett verändert hat: Ich verlor meinen kleinen Bruder Ahmad durch den Krieg. Er wurde gerade einmal 14 Jahre alt. Diese Tragödie hat uns den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich kann es noch immer nicht fassen. Plötzlich waren wir alle nicht mehr sicher in Daraa. Also beschlossen wir, zu fliehen.
Zuerst ging mein Bruder Yaa nach Deutschland. Wir waren sehr froh, ihn hier in Sicherheit zu wissen. Meine Mutter und ich sind nachgekommen und leben nun seit drei Monaten hier. Nur mein Vater ist noch in Syrien. Ich hoffe, ihn bald wiederzusehen. Ich bin unendlich dankbar dafür, dass ich noch lebe. In Deutschland Frieden zu finden und weiter lernen zu können, das wünsche ich mir. Mein Plakat möchte ich aber meinem Bruder widmen. Ich vermisse ihn schrecklich, sende ihm jeden Tag Küsse in den Himmel und hoffe, dass er von dort aus auf mich aufpasst. Ruhe in Frieden, Ahmad.
Notiert von Jill Schäfer, 21 Jahre