Royal: Ich bin erst 20 Stunden in Cambridge, als ich, in einen schwarzen Umhang gehüllt, den leuchtend grünen Rasen im Innenhof meines neuen Colleges betrete. Es ist „Matriculation Day“ und der Dresscode lautet „Gown and suit (boys) or dress (girls)“. In Cambridge ist das Tragen der schwarzen Roben zu besonderen Anlässen Tradition. Alljährlich dürfen sich Schulabsolventen aus aller Welt hier an ihrem ersten Studientag in die Hauschronik eintragen. Danach nehmen sie an einem Gottesdienst teil, essen Sandwiches von silbernen Tabletts und lassen sich von einem Arzt wiegen und vermessen. Ich komme aus Berlin, der Studienauftakt fühlt sich für mich surreal an.
Einmal in der Woche diniere ich mit Dozenten und Kommilitonen in einem Saal, der der großen Halle in Harry Potters Internat Hogwarts in nichts nachsteht. Auch bei jedem dieser Fünf-Gänge-Menüs mit anschließendem Tanzball ist der Gown Pflicht. An den übrigen Abenden werden wir ebenfalls gut verköstigt. „Tea“ und „Ginger Pies“ oder „Wine“ und „Cheese“ stehen dann in den Aufenthaltsräumen. Wir lauschen Gastvorträgen und lösen Wissensquizze.
Außerdem gehen wir mit langen flachen Booten, die man mit Stöcken den Fluss entlangstakt, „punten“. Übrigens ist diese Art von Zeitvertreib nicht zu verwechseln mit Rudern. Jährlich liefern sich Cambridge und Oxford in dieser Disziplin Rennen. Und dabei verstehen sie keinen Spaß.
(Susann Ruscher, 23 Jahre)