Fernweh: Nichts versetzt mich so sehr in Ekstase wie der Anblick des „Flug verbindlich buchen“-Buttons am Ende eines nervenaufreibenden Online-Buchungsvorgangs beim Billigfluganbieter meines Vertrauens. Dieser Button verheißt Abenteuer, fremde Kulturen und Sprachen, neue Menschen.
Dieser Button verschafft mir Zutritt ins Schlaraffenland der Vorfreude. Endlich kann ich wieder meiner Leidenschaft frönen: Reisevorbereitungen.
Ich beginne, in zwanzig verschiedene Kategorien unterteilte Packlisten zu schreiben. Einkäufe müssen erledigt, das Volumen des Koffers errechnet und das Handgepäck strategisch möglichst sinnvoll gepackt werden. Mit Textmarkern bewaffnet bearbeite ich Reiseführer, erstelle Diagramme, um Wetterprognosen zu veranschaulichen, und recherchiere Verkehrsanbindungen im Internet. Bevor ich in die Drogerie gehe, lese ich die Ergebnisse verschiedener Testinstitute und Stiftungen zur Qualität von Sonnencremes, jedes Bademodengeschäft könnte den finanziellen Ruin für mich bedeuten.
Für gewöhnlich bin ich im Alltag eher verplant, meine Reisen jedoch plane ich mit organisatorischer Akribie. Denn ich möchte jede erwartungsfrohe Minute auskosten. Zum Verreisen gehört für mich nicht nur der Aufenthalt am Urlaubsort, sondern auch die Vor- und genau genommen sogar die Nachbereitung: Wieder zu Hause werden stundenlang Urlaubsfotos bearbeitet und archiviert. Und meistens erwische ich mich währenddessen dabei, wie ich schon wieder an den „Flug verbindlich buchen“-Button denke. Nach der Reise ist vor der Reise.
Maraike Dobriczikowski, 19 Jahre