Alle Jahre wieder ereignet sich in meiner Familie am Heiligen Abend ein unchristliches Spektakel: Da meine Eltern getrennt leben, muss ich an zwei Orten Weihnachten feiern: Den frühen Abend verbringe ich bei meiner Mutter, den späteren bei meinem Vater. Die Besinnlichkeit bei dieser Art zu feiern, hält sich in Grenzen: Während der ersten Hälfte des Abends sehe ich ständig auf die Uhr, denn die Verabredungen mit meinen Eltern sind genau terminiert, da beide peinlich darauf achten, dass nicht einem mehr Zeit gewidmet wird als dem anderen. Wenn die Zeit zum „Wechsel“ heran ist, springe ich ins Auto. Von meiner Mutter werde ich mit dem Satz verabschiedet: „Wenn du so früh gehst, bist du selbst schuld, wenn du keine Ente abbekommst.“ Wenig später empfängt mich mein Vater mit den Worten: „Du bist zu spät. Die Gans haben wir nun schon ohne dich gegessen.“
Patrick Schmitt (19 Jahre)
Vom brennenden Weihnachtsbaum bis zur Tante, die einem Esoterik-Fachbüchern schenkt – die Jugendredaktion präsentiert ihre schlimmsten Weihnachtserlebnisse – und wünscht dennoch eine besinnliche Adventszeit.