Post ist da: Eine Karte von Johann Wolfgang von Goethe

 

 

 

Geschätzte Jugendredaktion,

 

mein Herz schmerzt glühend in wachsender Unruhe. Ein beißendes Gewissen drängt sich mir beim Gedanken an die vergangenen Wochen und Tage auf, da sie ohne ein Wort von mir an euch verstrichen sind. So schicke ich euch nun beruhigende Worte aus Verona ins heimische Deutschland. Die tiefe Unzufriedenheit, die ich vor meiner Abreise empfand, vermag ich, wie es sich mir hier nun offenbart, in der vollkommenen Schönheit Italiens süßlich zu ersticken. Meine durch die bitteren deutschen Winter gebrechliche Seele erquickt sich hier an vielerlei. Die Damen, ganz anders als eine Charlotte oder ähnliche zurück in Weimar, sprühen voll mitreißender Lebensfreude. Der liebliche Wein und die Literatur – betörender als im heimischen Lande. Das Klima, so mild und süß, dass es mir schier das Herz zerreißen will. Dies alles macht mich hier zu einem ehrlichen, glücklichen Manne. Ich stehe noch am Beginn meiner Reise, es folgen Florenz, Rom und die Spitze zum Stiefel. Weiterhin wird mein Verstand sich der Malerei widmen, mein Herz jedoch ist der Poesie verfallen. Auch dem unglücklichen Faust, der mich zunehmend an mein Selbst in Deutschland erinnert, werde ich einige Zeilen schenken. Ihr seht, die Kreativität ist derzeit mein liebster Freund, gar eine Wiedergeburt lässt sich in mir erkennen. Damit schließe ich, meine Lieben. Es grüßt euch herzlich,

 

euer Johann Wolfgang

 

Auf diese Postkarte stieß Jugendreporterin Marie Röder, 18 Jahre, als sie gerade die Küche der Pizzeria schrubbte, in der sie sich während der Ferien ihr Geld verdient. In einer der Olivenölflaschen, die durch Maries Ungeschicktheit am Boden zerschellten, war gar kein Öl. Warum Goethe damals jedoch gedacht hatte, dass der Wasserweg für den Transport seiner Karte von Italien nach Deutschland gut geeignet sei … darauf findet sich vielleicht beim gründlichen Interpretationsstudium seiner Poesie eine Antwort.

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Kategorien Fotoserie Zwischendurch

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