Wer bei dieser Schultervase sofort eine Melodie im Kopf hat, sollte sich das Konzert nicht entgehen lassen. Foto: Staatliche Museen zu Berlin/Jürgen Liepe

Mit der U-Bahn nach Asien

Mitten in Berlin kann man Korea hautnah erleben. Und sogar hören, wenn man will.

Wie klingt Korea? Dieser Frage will die Klasse 822 der Sophie-Scholl-Schule musikalisch auf den Grund gehen. Dafür haben sich die Schüler zunächst auf den Weg ins Museum gemacht. Jeder soll zu einem Exponat seiner Wahl eine Geschichte schreiben. Die besten Ge-schichten werden dann vertont und in einem Konzert des Klassenorchesters zusammen mit dem AsianArt Ensemble auf die Bühne gebracht.

In eine fremde Welt eintauchen

Von einer Ethnologiestudentin erfährt eine Hälfte der jungen Zuhörer erst einmal etwas über das Land Korea und den unterschiedlichen Aufbau des koreanischen, chinesischen und japanischen Schriftsystems. Die Studentin ist beeindruckt, dass die Schüler schon zwei koreanische Musikinstrumente kennen: das Gayageum, eine Art Zither, und die Daegeum, die der Querflöte ähnelt.

Wer bei dieser Schultervase sofort eine Melodie im Kopf hat, sollte sich das Konzert nicht entgehen lassen. Foto: Staatliche Museen zu Berlin/Jürgen Liepe
Wer bei dieser Schultervase sofort eine Melodie im Kopf hat, sollte sich das Konzert nicht entgehen lassen. Foto: Staatliche Museen zu Berlin/Jürgen Liepe

Ein paar Ecken weiter drängelt sich die andere Hälfte der Gruppe um eine gut ausgeleuchtete Vitrine. Eine weiße Vase, die aus zwei schalenförmigen Hälften zusammengesetzt wurde, zieht das Interesse auf sich. An einer Stelle hat die Künstlerin Young-Jae Lee einen zarten roten Tupfen aufgetragen. Er -erinnert an das rote Band, das sich ihre Großmutter immer um den Dutt gebunden hat. Gleich daneben steht eine große Schultervase. Sie zeigt einen -eisenbraunen Drachen zwischen vielen Wolken auf hellem Grund. Er hat vier mächtige Klauen. Die Kuratorin erklärt, dass nur der chinesische Kaiser -Drachen mit fünf Klauen haben durfte und damit seine Macht und Überlegenheit aus-drückte. In der Mythologie spielt der Drache eine wichtige Rolle. Wenn er aus dem Wasser aufsteigt und über das Land fliegt, wird es fruchtbar und der Frühling kehrt ein. „Was für eine schöne Vorstellung“, murmelt eine Schülerin. Auch der Tiger hat in Korea eine ganz andere Bedeutung als in Europa. Er gilt unter anderem als Symbol für Schutz und wird gerne auf Kinderkleidung appliziert.

Sprudelnde Ideen

Irgendwann sitzt jeder im Halbdunkel der Museumsbeleuchtung vor seinem Objekt und macht sich Notizen. Es herrscht eine angenehme Atmosphäre und alle vergessen die Zeit. „Wenn die Vase so groß wäre wie ich, würde ich darin schlafen“, sinniert Anton. Merit will ihr Musikstück dem Drachen widmen, Lilith hat spannende Ideen rund um einen Weinkrug. Vincent gefallen die Vasen besser als die Rollbilder, und Frido liegt währenddessen bäuchlings vor dem Teehaus. „Ich habe mir eine Schüssel ausgesucht, die früher mal kaputt war, aber mit Gold repariert wurde“, erzählt Lisa. „Der Gedanke, etwas Kaputtem nicht hinterher zu trauern, sondern etwas Kostbares daraus zu machen, gefällt mir.“ So viel Kreativität hätte ein normaler Schulvormittag garantiert nicht freigesetzt. Nun ist die Klasse auf dem Weg zurück nach Europa.

Konzert am 9. Juli 2016 um 15 Uhr im Museum für Asiatische Kunst.

Von Charlotte Lehnert, Lisa Plamper, Anne Poggenseier und Carla Boehme, Klasse 822, Sophie-Scholl-Schule

Credit:Staatliche Museen zu Berlin/Jürgen Liepe
BU: Wer bei dieser Schultervase sofort eine Melodie im Kopf hat, sollte sich das Konzert nicht entgehen lassen.

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