So viel mehr als ein alter Papierhut

Startschuss für das „Jugend und Schule“-Projekt: Mit der Zeitung kommt die Welt in den Unterricht

von Ole Fass

So wie die Jugendreporter können Berliner Schüler im Rahmen des Projekts nicht nur Zeitung lesen, sondern auch selbst Zeitung machen.
(Foto: Yvonne Vávra/Raufeld)

Wenn eine Zeitung in ein Klassenzimmer gerät, dann muss davon ausgegangen werden, dass sie auf ganz andere Kriterien hin geprüft wird als gewöhnlich. Da wird sie zum Basteln von Hüten genutzt oder es werden Papierschwerter angefertigt. Und am Ende eines langen Schultages ist die anfangs gewissenhaft gefaltete Zeitung kaum noch als eine solche zu erkennen.

Dass eine Zeitung aber mehr zu bieten hat, als Papier zum Basteln, sie nämlich Einlass in die spannende Welt der Medien bietet, das beweist das Projekt „Jugend und Schule“ der Berliner Zeitung. Gerade ist es in seine nächste Runde gestartet, nun erhalten Berliner Schüler aus fast 
1 000 Klassen wieder ein Jahr lang täglich kostenlos die Berliner Zeitung und erleben auf diese Weise einen Unterricht jenseits der alltäglichen Monotonie der Schulbücher.

Dabei stellt sich die Frage, ob und wie man die Generation, die ihren Informationsbedarf längst komplett im Internet zu decken weiß, für ein so altes Medium wie die Zeitung begeistern soll. Diese Schwierigkeit nimmt das Projekt, das im August diesen Jahres vom Weltzeitungsverband WAN-IFRA mit dem World Young Reader Prize 2010 in der Kategorie Enduring Excellence ausgezeichnet wurde und nun offiziell zu den besten Zeitungsschulprojekten der Welt gehört, als Herausforderung. Das umfassende Konzept ermöglicht es den Schülern, mit Hilfe der Lehrer und der Unterstützung durch die Berliner Zeitung den normalen Schulunterricht in einen spannenden Lehrgang über die Welt der Nachrichten zu verwandeln.

Dabei ist das kollektive Zeitunglesen nur der Anfang. Im Verlauf des Schuljahres bekommen die Schüler die Möglichkeit, selbst als Journalisten unterwegs zu sein. Sie lernen, wie man zu einem Thema recherchiert und die gesammelten Infos in einem Artikel aufbereitet, sie führen Interviews, rezensieren Bücher und CDs und formulieren ihre Meinung in Kommentaren. Die projekteigene Internetseite www.spreewild.de bietet darüber hinaus die Möglichkeit, einen eigenen Blog zu führen und sich den gewählten Themen auch mit dem Fotoapparat und der Kamera anzunähern.

Es geht also um mehr als nur das Zeitunglesen. Die Jugendlichen sollen erfahren, wie Nachrichten gemacht werden und was eine wichtige von einer unwichtigen Nachricht unterscheidet. Eine Fähigkeit, die letztlich vor allem im Internet immer wichtiger wird. Die spannenden Beiträge, die die Schüler während des Jahres produzieren, werden sowohl auf spreewild.de als auch in einem Sonderdruck veröffentlicht, der am Ende des Schuljahres der Berliner Zeitung beiliegt. Dass die eine oder andere Zeitung dennoch als Hut herhalten muss, wird wohl nicht zu verhindern sein. Immerhin hat sie das dem Internet voraus.

Das Zeitungsprojekt im Internet: Besucht uns auf www.spreewild.de

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