Scrat und Gollum Hamsterkäufe
Ein bisschen wie Scrat und Gollum auf diesem Graffiti im Mauerpark verhalten sich gerade einige Deutsche angesichts der Corona-Krise.

Studie: 52 Prozent der Deutschen verhalten sich während Corona-Pandemie „antisozial“

Die Akkon Hochschule für Humanwissenschaften untersuchte in einer Online-Studie Betroffenheit, Risikowahrnehmung und Verhaltensweisen während der Corona-Pandemie in Deutschland. Die Ergebnisse fallen überraschend negativ aus.

Von Julia Sauer

Dieser Tage wird immer wieder gerne betont, dass die Corona-Krise auch positive Seiten hat. Wir haben mehr Zeit für uns – können uns auf das Wesentliche besinnen. Wir müssen Gewohnheiten ablegen und können sie dadurch hinterfragen. Die Treibhausgasemissionen gehen massiv zurück.  Auch die Humanwissenschaft freut sich über das „Experiment“ Quarantäne, das viele Informationen über uns Menschen liefern kann.

Aus psychologischer Sicht stellen sich viele Fragen: Was macht eine existenzbedrohende Situation mit uns Menschen? Wie verändert sich das menschliche Verhalten wenn die eigene finanzielle, berufliche, soziale und gesundheitliche Zukunft plötzlich ungewiss ist? Diese Fragen haben Forschende der Berliner Akkon Hochschule für Humanwissenschaften ihren Probanden gestellt.

Egoistische Verhaltensweisen überraschend häufig

Unter anderem sollten die über 3000 Studienteilnehmer beobachtete Verhaltensweisen beschreiben. Diese wurden dann in die Kategorien prosozial und antisozial eingeordnet. So konnte man herausfinden, dass sich prosoziale und egoistische, krisenverstärkende Verhaltensweisen in etwa die Waage halten. Diese Ergebnisse sind insofern erstaunlich, als dass man vorher von einer starken Dominanz prosozialer Verhaltensweisen ausgegangen war. Stattdessen scheinen für 52 Prozent der Befragten egoistische Verhaltensweisen zu dominieren. Dass gegenseitige Hilfe weniger präsent ist als vorher angenommen, lässt die Forschenden befürchten, dass die egoistischen Verhaltensweisen als Krisenkatalysator wirken könnten.

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Nichtsdestotrotz haben viele der Befragten ihr Verhalten den Hygieneempfehlungen entsprechend angepasst. So gaben über 90 Prozent der Befragten an, die Abstandsregeln einzuhalten, 80 Prozent husten und niesen ausschließlich in die Ellenbeuge, 89 Prozent waschen häufiger die Hände und 94 Prozent schütteln keine Hände mehr. Egal, ob die Motivation hinter diesen Verhaltensweisen eher der Selbstschutz oder der Fremdschutz ist – sie haben eine prosoziale Wirkung.

Empfohlene Hygienemaßnahmen weitestgehend eingehalten

Zugleich schätzen mehr als die Hälfte der Befragten die Situation für sich persönlich als gefährlich ein. Diese Risikowahrnehmung ist teilweise dadurch bedingt, dass bei 11 Prozent der Befragten die Existenzgrundlage durch die Schutzmaßnahmen gefährdet ist. Obwohl die generelle Risikowahrnehmung hoch ist, benutzen nur 4 Prozent regelmäßig eine Atemmaske. Hierbei ist zu beachten, dass die Daten vom 20. bis 30. März erhoben wurden.  

Allerdings weist die Studie auch einige Kritikpunkte auf. So basiert die Zählung der anti- versus prosozialen Verhaltensweisen auf subjektiven Einschätzungen der Befragten. Da die eigene Wahrnehmung allerdings nie objektiv ist und Informationen selbstbezogen verarbeitet werden, können diese Einschätzungen nur ein Annäherungsmaß sein. Auch ist die untersuchte Stichprobe nicht repräsentativ für die deutsche Bevölkerung. Beispielsweise lässt sich vermuten, dass die unterschiedlichen Altersgruppen nicht adäquat abgebildet sind, da es sich um eine Online-Studie handelt. Anders als für die Variablen Geschlecht oder Herkunft aus den Bundesländern sind im online veröffentlichten Zwischenbericht keine Informationen zur Altersverteilung der Stichprobe angegeben, sodass ein Vergleich zur Gesamtpopulation möglich wäre.

Repräsentativität nicht gegeben

Zudem sind Studienteilnehmende aus Städten, besonders aus Berlin, überrepräsentiert, während ländliche Bundesländer wie Mecklenburg-Vorpommern oder Thüringen eher unterrepräsentiert sind. Weiterhin fällt auf, dass das untersuchte Zeitfenster vom 20. bis zum 30. März nicht ausreicht. In diese Zeitspanne fällt unter anderem die Verkündung des Kontaktverbots am 22. März. Durch dieses und weitere spezifische Ereignisse in diesem Zeitintervall sind die Ergebnisse nicht repräsentativ für andere Zeitpunkte während der Corona-Krise. Daher läuft inzwischen auch eine zweite Befragungswelle. So können Veränderungen im Erleben und Verhalten in der Corona-Krise im zeitlichen Verlauf sichtbar gemacht werden.

Die vollständigen Ergebnisse können hier heruntergeladen werden: https://www.akkon-hochschule.de/files/akkon/downloads/publikationen/2020-04-02-Zwischenbericht_Akkon_Studie.pdf

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