WG Minou

Leben in Quarantäne – was macht das mit einer 6er-WG? Eine Kolumne

Plötzlich war alles anders und die sonst so unternehmungslustige WG saß in Quarantäne. Jetzt, mit dem Start der Uni, ist wieder das altbekannte Chaos ausgebrochen. Und so endet die Kolumne mit diesem letzten Eintrag.

Von Minou Becker

Unistart – Kolumnen-Ende

Unsere Atemschutzmasken hängen über den Fenstern des Wintergartens zum trocknen. Das Desinfektionsmittel steht neben der Seife. In den letzten Tagen haben wir immer mehr Freunde getroffen. Der Ellenbogencheck und das Abstandhalten sind längst routiniert. Immer häufiger sprechen wir über andere Themen als das Virus. Nachmittags liegen wir mit einem Bierchen in der Sonne.

Mit dem Start der Uni war von jetzt auf gleich Schluss mit der freien Zeit. Die ganze WG sitzt nun wieder viele Stunden vor den Laptops, wir lesen Readertexte, lauschen Onlinevorlesungen, diskutieren virtuell mit Kommilitonen.

Natürlich ist Corona nicht aus unseren Köpfen verschwunden, wir versuchen uns der allgegenwärtigen Gefahr bewusst zu bleiben. Das anfängliche Gefühl von Angst und Ungewissheit ist jedoch ohne Frage schon lange gewichen. Die Zahl der Neuinfizierten wird schnell überflogen, während der Nachrichten bleibt es nicht mehr mucksmäuschenstill im Raum. Eine ganz natürliche Situation der Anpassung setzt ein. Der Mensch kann einfach nicht tagtäglich mit diesen schlechten Gedanken und dem erdrückenden Gefühl der Unwissenheit umgehen – ich zumindest kann es nicht.

Das neue Leben fühlte sich wie ein Film an

Wenn ich meine ersten Einträge dieser Kolumne lese, erinnere ich mich an dieses Gefühl der Aufregung. Da war was ganz Neues und wir alle mussten lernen damit umzugehen. Für uns sechs war das alles aber auch verbunden mit einer geradezu paradoxen Freude. Wir wollten helfen, wollten bauen, wollten etwas schaffen in dieser Zeit. Das neue Leben fühlte sich zu Anfang wie ein Spiel, ein Film an. Das ist jetzt aber alles gewichen, die Aufregung und der Tatendrang.

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Im Moment fühle ich mich vor allem sehr ruhig, als hätte eine Phase der Akzeptanz eingesetzt. Ich beginne zu realisieren, dass diese Situation hier noch lange so weitergehen wird, dass das eben kein 1 1/2-stündiger Film ist, sondern die Realität. Die Verblüffung und Überwältigung weicht einem traurigen Gefühl der Realisierung. Wir werden keine Festivals oder Konzerte in den nächsten Monaten erleben können. Keine Partys feiern oder mit vielen Freunde an den See fahren. Wir werden nicht die geplante Fahrradtour nach Belgien machen und auch Oma und Opa für längere Zeit nicht besuchen. So ist das Leben jetzt und wer weiß, wie lange es noch so sein wird.

Wir sechs werden jetzt unseren Corona-Alltag weiterleben und versuchen, das Beste daraus zu machen.

Mit diesem Eintrag endet die Quarantäne-Kolumne unserer 6er-WG. Unsere Autorin und ihre Mitbewohner versuchen, zum normalen Alltag zurückzufinden. Wobei doch alles noch anders ist als vor Corona.

Wenn ihr nachlesen wollt, wie der Quarantäne-Alltag in der 6er-WG so aussah – dann klickt auf Seite 2.

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Der kuriose Briefmarkensammler in der Bibliothek oder ein mal zu Späßen aufgelegter Busfahrer – es sind die kleinen wunderbar skurrilen Alltagsgeschichten unserer Großstadt, die ich mit meinen Worten einfangen will. Ich, eine waschechte 18-jährige Berlinerin, die neben dem geschriebenen Wort auch ein großer Fan von guter Musik und Woody-Allen-Filmen ist. Schreiben bedeutet für mich reflektieren, verstehen und sich einfach mal fallen zu lassen, ganz nach Frau Lindgrens Devise: „Man muss so schreiben, dass es für einen selbst eine Freude ist, sonst kann es auch für andere keine Freude sein.“